Gigantische Cantharellus cibarius

Nach einem Alptraum in der letzten Nacht, wo ich meiner Hündin Molly die schwer verletzten Tatzen von Glasscherben befreien musste, habe ich mich heute mit einem etwas mulmigen Gefühl in die Wälder begeben – sicher, Träume sind Schäume, aber manchmal hat man eben seltsame Vorahnungen. Und wie es der Zufall so will höre ich bereits zu Beginn meines Ausflugs Geräusche durch den Wald hallen, die mir so gar nicht gefielen: Schüsse. Und davon nicht zu knapp. Alle paar Minuten mehrere in kurzen Salven abgefeuert. Somit war es klar, inbesondere weil ich in den letzten Tagen auch einige Berichte über schiesswütige Jäger las, die nur von ihrem „Recht“ Gebrauch machen einen „wildernden Hund“ abzuknallen, dass die kleine Dame heute besser konstant an der Leine bleibt. Das hat uns zwar beiden wenig Spaß gemacht, aber nach so einem miesen Traum muss man das Schicksal nicht herausfordern.

Die gesamte Tour dauerte heute „nur“ ca. zwei Stunden, aber war relativ ertragreich. Die Funde des Tages setzen sich aus Bruchreizkern, Fichtensteinpilzen (alle bereits hinüber), flockenstieligen Hexenröhrlingen, Hallimasch, Maronenröhrlingen, Milchbrätlingen, Mohrenkopfmilchlingen, Perlpilzen, Pfifferlingen, Raufußröhrlingen (schwarzschuppiger Birkenröhrling und schwarzschuppige Rotkappe alias Birkenrotkappe), Reifpilzen, Sandröhrlingen, Schafporlingen, Semmelstoppelpilzen, Trompetenpfifferlingen und violetten Lacktrichterlingen zusammen.

Insbesondere die Pfifferlinge haben mich dabei überrascht. Auf einem Fleck, in einem Graben, fand ich sie in zahlreicher Form. Riesige Exemplare, ungewöhnlich dicke Stiele, riesig im Ausmaß. Als Größenvergleich ein Stück Würfelzucker:

Die Funde des Tages und einige Momentaufnahmen Molly…

Tag der Raufußröhrlinge

Erika, Molly und ich haben uns bereits um 11.15 Uhr auf den Weg gemacht, was in Franken am Sonntag die perfekte Uhrzeit ist, weil fast alle sind mit ihrem Mittagessen beschäftigt. Aus diesem Grund begegnete uns heute auch niemand – ganz wie gewünscht. Und Molly freut sich dann auch immer, kann es gar nicht abwarten von der Leine gelassen zu werden:

Zu Beginn der Tour waren die Funde recht spärlich gesät, aber erfreulich waren diese Raufußröhrlinge (Leccinum brunneogriseolum) alias Wollstieliger Raufußröhrling („Birkenpilz“), die ich in den letzten Jahren nur selten und nie in diesem guten Zustand fand. Zudem habe ich nun endlich ein scharfes, licht- und farbechtes Foto für mein Lexikon:

Die Zielsetzung des Tages war heute nicht ein voller Korb (wenngleich als schöner Nebeneffekt nicht zu verachten), sondern weitere unbekannte Arten sichten, fotografieren und bestimmen. Gleich zu Beginn fanden wir diese Pilze, die ich zwar schon einmal im Pilzforum gesehen habe, deren Name mir allerding mittlerweile wieder entfallen ist – weitere Informationen dazu werden später folgen:

An der selben Stelle wie bereits vor einer Woche durften wir weitere Totentrompeten (Craterellus cornucopioides) finden, eine passende Ergänzung zu den mittlerweile getrockneten Exemplaren. Auch fanden sich zahlreiche Violette Lacktrichterlinge alias Amethystblaue Lacktrichterlinge (Laccaria amethystea), die ich ebenfalls zur Verwendung als Würzpilz trocknen werde.

Boletus edulis hält sich momentan zurück, Maronenröhrlinge ebenso, vereinzelte Sandröhrlinge sind zu finden, der Butterröhrling und der Lärchenröhrling stört sich ebenfalls nicht am wechselhaften Wetter. Weitere Pfifferlinge (genau richtig für unser heutiges Abendessen -> Rinderfilet mit Steinpilz-Pfifferling-Sauce und Herzoginkartoffeln) wanderten in den Korb und auch vereinzelte flockenstielige Hexenröhrlinge durften wir entdecken.

Dieser Abschnitt war von vielen Lärchenröhrlingen übersät, von denen wir aber nur eine Handvoll mitnahmen:

Ebenso erfreulich war dieser wunderschöne Milchbrätling, der nicht der einzige bleiben sollte…

Auf einem Seitenweg, den ich eigentlich gar nicht einschlagen wollte, kamen wir irgendwann an einem sehr dichten Abschnitt seitlich des Weges vorbei, wo man zwischen den Bäumen (Birken, Kiefern, Buchen, Fichten) riesige Fliegenpilze leuchten sah – für mich Anlass einen Blick hinein zu werfen, selbst wenn diese Aktion mit zahlreichen Asthieben ins Gesicht verbunden war. Molly begleitet mich immer sehr gerne bei solchen Zwischenausflügen und ich fühle mich dann auch ein wenig sicherer – wer weiß, was da neben Pilzen im Dickicht noch so auf einen wartet.

Nach ca. 20 Meter Kampf durch’s Gestrüpp sehe ich erneut etwas Rotes leuchten, ein anderes Rot als das der Fliegenpilze: Leccinum testaceoscabrum! Auch bekannt als Schwarzschuppige Birkenrotkappe oder Heidenrotkappe – eine, zwei, drei, vier, fünf… den Korb abgestellt, umgesehen, entschieden den Korb mitzunehmen, unterwegs zu ernten und einfach immer tiefer hinein zu laufen. Kleine, mittlere, große und riesige Exemplare so weit das Auge reichte. Zwischendurch in diesem dunklen Dickicht ein Foto gemacht, weil dieses Zwillingspaar einfach zu schön anzusehen war:

Nun gut, nach einer guten Sammelaktion raus auf den Weg und Molly eine kleine Pause gegönnt – hier die Ausbeute vom ERSTEN Abschnitt 😉

Ein gigantisches Exemplar, dass ich dann in kleine Stückchen zerteilt zum Aussporen wieder ausbrachte:

Erika wollte eigentlich zurückgehen, weil das Wetter schlechter wurde, aber ich war im Jagdfieber und wenn wir in einer Woche zu dieser Stelle zurückkehren, ist jeder Röhrling im Regelfall bereits hinüber, der in dieser Woche noch ansehlich gewesen wäre – somit ging es noch einige Meter weiter. Molly gefiel das auch, denn sie saß in einigem Abstand zu uns lauernd, ob wir nun zurücklaufen oder ob die Wanderung noch fortgesetzt wird.

Einige Meter weiter sah der Baumbestand identisch aus, also ging es noch einmal in dieses Dickicht und schon nach wenigen Metern weitere Rotkappen, eine schöner als die andere. Weitere Milchbrätlinge und selbst ein Steinpilz standen in diesem dunklen Wald und in Nullkommanix war mein Korb nun vollständig gefüllt. Ich begab mich zurück auf den Weg – ein kleiner Eindruck vom Korb, der von Molly bewacht wird:

Eine Tour von dreieinviertel Stunden kann sehr ermüdend sein, aber es hat sich gelohnt – in jeder Hinsicht. Nun heisst es zwar viel putzen, schneiden und einfrieren, aber nach dem Verlust der Wintervorräte kommt dieser Fund sehr gelegen. Besonders die zahlreichen Rotkappen-Funde, von denen ich seit Wochen träumte, waren es wert.

Die gesamte Ausbeute des Tages stellt sich so dar:

Und hier alle Bilder noch einmal als Galerie, durch die man sich bequem durchklicken kann:

Ein weiterer Erstfund

Molly und ich haben heute eine dreistündige Tour gemacht, zunächst bei milden 17° Celsius und Sonnenschein, dann bei heftigen Regenschauern und schlagartig gefallenen Temperaturen.  Aufgrund des wechselhaften Wetters der letzten Tage habe ich mich bewusst auf neue Arten konzentriert, weil die Röhrlingsfunde derzeit eher rückläufig sind – zumindest was den Boletus Edulis betrifft.

Auf dem Weg zum Wald ließ ich mich von Erika wieder einmal an einer Stelle absetzen, die mir in den letzten Tagen immer wieder fantastische Raufußröhrlinge lieferte – auch dieses Mal wieder: fünf junge, wunderschöne Birkenrotkappen (Leccinum testaceoscabrum), die man auch als Heidenrotkappe oder Schwarzschuppige Rotkappe kennt.

Wie bereits bei unseren letzten zwei Exkursionen durfte ich bemerken, dass die Pfifferlinge ihr Terrain zurück erobern – wohl auch der Grund für ein gutes Pfund frisch gewachsener Exemplare in Laubwaldabschnitten und Nadelholzwäldern. Darüber hinaus standen Butterröhrlinge, Fichtenreizker, Fichtensteinpilze, flockenstieliege Hexenröhrlinge, Hallimasch, Kuhröhrlinge, Maronenröhrlinge, Milchbrätlinge, Mohrenkopfmilchlinge, Perlpilze, Rotfußröhrlinge, Sandröhrlinge, Trompetenpfifferlinge und violette Lacktrichterlinge auf dem Programm.

Als besonderes Highlight des Tages habe ich weitere Exemplare des Pilzes gefunden, der gestern bereits meinen Weg kreuzte und den ich nun eindeutig bestimmen konnte. Der als guter Speisepilz gehandelte Reifpilz (Rozites caperatus syn. Rozites caperata), der im Volksmund auch Scheidenrunzling, Runzelschüppling, Hühnerkoppe oder Zigeuner genannt wird, scheint die momentane Witterung zu mögen. Hier einige Aufnahmen einer Stelle, wo sich diese Spezies sehr wohl fühlt:

Die Bilder des Tages als komfortable Galerie zum Durchblättern

Viel Erfolg an alle sammelnden Leser für die nächsten Tage – die Suche geht weiter 😉