Die Welt der Pilze in Wort und Bild
Vor nicht einmal drei, vier Tagen sagte ich zu Erika: „…nur einmal möchte ich auch so ein Glück haben und in einem solchen Feld stehen, dann auf allen Vieren herumkriechen, bis man wirklich nicht mehr kann und der Korb schon überquillt. Wie machen die Leute das, wo suchen die nur? Das muss an unseren Wäldern liegen, die einfach zu monoton hinsichtlich des Baumbestandes sind.“. Nun ja, so kann man sich täuschen, aber dazu später mehr.
Unsere heute vierstündige Tour (aus gutem Grund) begann gegen 13.00 Uhr am „Stammabschnitt für den Sonntag“, den wir seit einigen Wochen bewandern. Bereits zu Beginn gab es einen schönen Auftakt, denn zum ersten Mal in diesem Jahr fand ich ein wunderschönes Exemplar des Grünspanträuschling und hatte so die Gelegenheit das Foto, das ich vor einigen Jahren noch mit einer HP Photosmart Kamera geschossen hatte gegen ein qualitativ hochwertigeres zu ersetzen:
Wir bewegten uns den Hang weiter nach oben und die Röhrlingsfunde fielen sehr sporadisch aus: einige Rotfußröhrlinge, einzelne Pfifferlinge, vereinzelte Birkenrotkappen, viele davon schon einfach zu alt:
Als plötzlich ein Schrei durch den Wald hallt… Molly jaulte zwei Mal auf, Erika rief sie zurück – vergebens. Mir kam die Situation sehr bekannt vor, daher reagierte ich etwas gefasster als damals am Buchbrunnen. Schnell in Richtung des Rufes und den Korb abgestellt. Erika rief mir noch die Info hinterher, dass es ein Reh sei, dem Molly da hinterjagt. Nun gut, einfach in ihre vermutete Richtung hinterher, versuchen mit einer möglichst „gelassen klingenden“ Stimme die Jägerin zurück zu holen und sich bloss nicht aus der Ruhe bringen lassen. Keine Minute später kehrte sie ganz stolz zurück, als wenn nichts gewesen sei, aber der Schreck saß Erika tief in den Knochen. Was war passiert: das Reh stand keine zwei Meter von Erika entfernt, als es davonlief und es für Molly kein Halten mehr gab. Nun gut, auch diese Situation haben wir überstanden…
Den Hang weiter hinauf, einzelne Rotkappen einsammeln, Überreste von vergammelten Steinpilzen entdecken und in Richtung Querweg vorarbeiten. Oben angekommen ging es zum Rotkappen-Wald, der in den letzten Wochen für kontinuierlich gute Ausbeuten bürgte. Erika setzte sich auf den Schreck mit Molly an den Wegesrand, während ich mich durch das Unterholz vorarbeitete. Ein Eindruck dieses Waldabschnitts:
Die ersten Rotkappen ließen nicht lange auf sich warten, zwischendurch sah ich riesige Exemplare stehen, die aber wie gewohnt am Standort verblieben.
Als ich mich so langsam in Richtung „Ausgang“ begeben will, finde ich diesen schönen Gesellen, von dem ich noch nicht hundertprozentig überzeugt bin, in welche Gattung ich ihn stecken soll. Mit Sicherheit Leccinum (Raufußröhrling), wahrscheinlich Schwarzschuppiger Birkenröhrling, aber irgendwie erscheint mir die gesamte Färbung zu dunkel. Nachtrag: es handelt sich um den Schwärzenden Birkenpilz (Leccinum melaneum) – ein weiterer Erstfund. Auf jeden Fall war er wunderschön anzusehen:
Hier habe ich dann auch eine Dreier-Gruppe Rotkappen entdeckt, die vermeintlich auf den ersten Blick nur aus einer bestand.
Die anderen zwei waren unter den Blättern gewachsen, wirklich wuchtig und massiv und aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung war eine davon zum „Albino“ mutiert:
Erika hatte in der Zwischenzeit am Wegesrand diesen schönen Steinpilz entdeckt
und nun ging es abseits des Weges quer durch den lichten Wald, wieder einen Hang nach oben, wo in der letzten Woche einige Steinpilze und ein riesiger, zertretener Milchbrätling auf mich wartete. Zwar fanden wir einen Steinpilz, aber keine Milchbrätlinge und so bewegten wir uns zur nächsten Stelle. Hier ebenfalls kein Erfolg, so ging es dann in Richtung Auto, denn der Marsch zurück dauert im Regelfall noch eine gute halbe Stunde. Der Korb war angenehm gefüllt, daher hatten wir eigentlich auch genug.
Zwischendurch habe ich noch einen Abstecher in ein Mischwäldchen gemacht, dass aus jungen Birken, Buchen, Fichten und Kiefern besteht, sehr moosig bewachsen ist und die Feuchtigkeit gut hält. Dort stieß ich dann auf eine weitere Birkenrotkappe und… ein Milchbrätling! Perfekt! Hatte ich mir doch vorgenommen meinem Vater heute welche vorbeizubringen, am besten noch frische Exemplare zu den von gestern.
Am Rand des Weges habe ich diese schön in Reih und Glied gewachsenen Pfifferlinge gefunden:
Weiter ging es und nach diesem Glückstreffer hatte ich ein gutes Gefühl, dass man vielleicht gleich noch einmal in den Wald links des Weges sehen und Glück haben könnte – leider war dem nicht so… aber ich stand in einem Abschnitt, wo mir zum ersten Mal wirklich der Atem stockte. So ganz traute ich meinen Augen zunächst nicht, denn die Größe der vorgefundenen Pilze passte keineswegs zu dem Bild, dass ich für gewöhnlich davon kenne – sie waren einfach zu groß. Und ich sah mich um, entdeckte die nächste Gruppe, das nächste Büschel und so setzte es sich schier endlos fort. Alles stand voll mit Herbsttrompeten!!! In Mengen, wie ich es noch niemals erlebt habe. Ich stellte den Korb ab, ging raus auf den Weg und sagte zu Erika nur: okay, jetzt ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen, komm einfach mal mit. Sie wusste natürlich erst mal nicht, wovon ich spreche und ich präsentierte ihr zunächst diese wunderschönen Exemplare, bevor ich ihr den gesamten Umkreis aufzeigte:
Zunächst unterstützte mich Erika bei der Ernte, aber mir war nach dem Schreck zu Beginn des Ausflugs nicht so wohl beim Gedanken, dass Molly einfach alleine im Platz verharrend auf dem Weg sitzt – die Vorahnung war richtig: keine Minute später läuft eine Dame mit Dackel vorbei und man weiss ja nie, was der Jägerin an einem solchen Tag durch den Kopf geht. Erika putzte also zwischenzeitlich vor, während ich weiter durch den Abschnitt kroch und sammelte.
Das Ergebnis: ein Korb voll Herbsttrompeten zu dem bereits mit Röhrlingen gefüllten anderen Korb 😉
Zuhause angekommen habe ich dann ein Vorher-Nachher-Bild aufgenommen:
Die gesamte Ausbeute unserer Tour setzt sich so zusammen:
Ein wirklich genialer Pilzsonntag neigt sich seinem Ende zu – natürlich nur bildlich gesprochen. In der Realität ist nun erst einmal viiiiiiiiiiel Putzarbeit angesagt, wobei es sich bei den Totentrompeten ja in Grenzen hält. Und dann machen wir uns noch Gedanken, was wir uns noch kochen werden, denn so eine frische Mahlzeit mit diesen, wie die Franzosen gerne sagen, „Trüffeln des kleinen Mannes“ ist sicher nicht zu verachten.
Hier noch einige Bilder mehr als komfortable Galerie zum Durchklicken… einen guten Start in die neue Woche und das nächste Wochenende kommt bestimmt.
Na Servus, bei dir liefs ja mal wieder wie geschmiert 😀 Für die Herbsttrompeten muss es aber etwas bsonderes haben, nämlich alkalischen Boden und Rotbuchen. Gut, Rotbuchen, kein Problem, aber der basische Boden ist bei uns natürlich quasi nicht vorhanden…. evtl. hast Du ja eine Art gefunden, die sauere Böden mag und sich nun rasend ausbreitet 😀
Aber ich denke mal, dass an den Stellen Basalt vorliegt….
Schwammer ahoi!
Gruß,
Michel